Noch bis 16. November zeigt der Verein «Merian global» die schönsten Bibelillustrationen Matthäus Merians d. Ä. Sie dokumentiert die verblüffende Wirkungsgeschichte der 400 Jahre alten Bibelbilder Merians bis ins KI-Zeitalter. – Ein Besuch sei dringend empfohlen, denn leider gibt es keinen Katalog.
Die meisten von uns kennen die alten Stadtansichten von Matthäus Merian d. Ä. Oft handelt es sich bei ihnen um die ältesten Städtebilder überhaupt; wir finden sie oft in täufergeschichtlichen Studien abgebildet. Zudem zeigen sie das Stadtbild vor der Zerstörung durch die vielen europäischen Kriege der letzten vier Jahrhunderte.
Mit der Produktion von gesamthaft 233 Kupferstichen zur Bibel begründete der Basler Radierer und Verleger Matthäus Merian 1625 sein Verlagsgeschäft in Frankfurt a. M.
Die «Icones Biblicae» hatten eine kaum zu überschätzende Breitenwirkung, betont Merian-Sammler und Nachfahr Pfr. Dr. Christoph Ramstein. Über Jahrhunderte wurden Merians Kupferstiche massenhaft kopiert und adaptiert. Repliken fand Christoph Ramstein sogar in Mexiko, Südafrika und ganz Nordeuropa.
Diese globale Verbreitung machte Merians Bibelillustrationen «ikonisch»:
Vom Turm zu Babel bis zu den apokalyptischen Reitern – Merians detaillierte Bildkompositionen prägten das «Bibel-Bild im Kopf» vieler Generationen weltweit.
In den postkarten-kleinen Radierungen verstecken sich Nordwestschweizer Landschaften, aber auch pazifistische Botschaften aus dem kriegsversehrten Europa des 17. Jahrhunderts.
Matthäus Merian d. Ä. erlebte den gesamten Dreissigjährigen Krieg und kritisierte ihn.
In seinem Verlag druckte er auch friedenstheologische Schriften. Der reformierte Merian wandte sich später einer frühpietistisch spiritualistischen Frömmigkeit zu. Sein Verlagsmotto: «Frömmigkeit zahlt sich aus.»
Die Ausstellung zeigt das alles ebenso lustvoll wie präzise. Kurzweilige Audiostationen und ein immersives Hörstück folgen im Prinzip der Didaktik Merians: Seine Bibelbilder sollten «erbaulich und unterhaltsam» zugleich sein und so zum Bibellesen anregen.
Die interaktive Ausstellung präsentiert sich in den kirchenhistorisch bedeutsamen Räumen des Basler Münsters, dem Konzilsaal und der ehemaligen Sakristei und Schatzkammer. Sie öffnet auf Anfrage auch ausserhalb der regulären Öffnungszeiten von Freitag bis Sonntag.
Über das Rahmenprogramm mit Druckwerkstatt und Aktionen für Klein und Gross informiert die Website: https://www.iconic-merian.ch/
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Judith Wipfler